Einleitung
Wer
kennt es nicht, das beinahe schon legendäre
Abit KT7A (Raid),
seinerzeit das ultimative Mainboard für Freunde des Übertaktens?
Diese VIA KT133A basierte Hauptplatine war der Nachfolger des KT7 (Raid),
welches nur wenige Wochen auf dem Markt war. Das KT7A war lange Zeit
der schnellste Vertreter seiner Klasse und erfeute sich großer
Beliebtheit, trotz des Preises von umgerechnet 120 EUR. Die herausragenden Merkmale der Platine sind:
-
SoftMenu III, das es ermöglicht, den FSB in 1 MHz-Schritten
einzustellen,
-
Variationsmöglichkeit verschiedener
Spannungen,
-
BIOS mit sehr vielen
Einstellmöglichkeiten,
-
herausragende Dokumentation, alle
BIOS-Einstellungen sind erläutert,
-
gute Ausstattung (2 UDMA100 Kabel,
deutsches Handbuch, umfangreiche Software) und
-
Highpoint 370 Raid-Controller, damals sehr neu und nur auf wenigen
Platinen zu finden
Mit
Erscheinen des Athlon XP schien es, als sei das Ende des Mainboards
gekommen, zumal
Abit nur für die Revision 1.3 den Einsatz eines Athlon XP freigab. Die Besitzer der Revisionen 1.0, 1.1 und 1.2 standen
im sprichwörtlichen Regen. Kurze Zeit später tauchten Berichte
auf, nach denen es durchaus möglich sein sollte, in den Mainboards
älterer Revision einen Athlon XP zu betreiben.
Also
entschied ich mich, diese Berichte am eigenen Mainboard zu verifizieren.
Vorher hatte mich Abits Warnung, die Daten auf einem Raid0-Array könnten
nach einem BIOS-Update verloren gehen, davon abgehalten, denn "never
touch a running System". Das vorliegende KT7A-Raid trägt
die Revisionsnummer 1.0, gehört also zu den ältesten Vertreter
dieser Baureihe.
Systemkonfiguration
Mainboard |
Abit KT7A-Raid, Via KT133A, Rev. 1.0 |
Arbeitsspeicher |
2 x Infineon 256 MB SDRam PC133 CL2 |
Graphik |
AGP: ATI Radeon 7500 |
Soundkarte |
PCI #2: Soundblaster Live! Value |
Netzwerkkarte |
PCI #4: DLink DE528, Realtec 8029, 10/100MBit/sec |
SCSI-Adapter |
PCI #3: Symbioslogic 53C810 SCSI-Adapter |
TV-Karte |
PCI #5: Hauppauge WinTV Radio |
Laufwerke |
Seagate U6 60GB, TEAC R58S 8/20 SCSI-CDR, Pioneer
SCSI DVD, FDD |
Externe Peripherie |
COM1: Eumex 404PC ISDN, LPT1: Drucker, Mon.:Iiyama
Vision Master 451 |
Wie
man schnell erkennt, lauern gleich mehrere Stolperfallen in diesem
Rechner, insbesondere sind das:
-
Eine Soundblaster Live! in Verbindung mit der Southbridge Via 686b,
-
4 belegte PCI Steckplätze: SCSI, Soundkarte, TV-Karte, Netzwerkkarte,
-
ein SCSI-Controller bei gleichzeitigem Vorhandensein eines HPT Raidcontrollers
und
-
eine ressourcenfressende TV-Karte.
Innen
geht es recht eng zu....
1.
Upgrade: AMD Athlon Thunderbird C 1000MHz auf AMD Athlon XP 1700+
Zunächst
wurde das BIOS auf die Version 9a aktualisiert, alle BIOS-Einstellungen
auf Auslieferungszustand gesetzt und danach ein AMD Athlon
XP1700+
(1466MHz = 11 * 133MHz) eingesetzt.
Ein schon von der Verwendung eines Thunderbird C mit 133 MHz FSB bekanntes Problem des
KT7A Rev 1.0 ist,
dass die CPU bei einem FSB von 133 MHz erst initialisiert wird, wenn
unmittelbar nach dem Einschalten der Reset-Taster betätigt wird.
Dieses Phänomen trat wie erwartet auch beim Einschalten mit dem XP 1700+ auf. Nach Betätigung des Reset-Tasters startete das
System und kurz danach ertönte die akustische Bestätigung
(beepcode), dass der Power On Sef Test (POST) erfolgreich durchgelaufen
war. Das BIOS meldete als CPU einen Athlon XP 1466 MHz. Die Angabe
der Taktfrequenz entspricht nicht der Spezifikation von AMD, aber
in einem Mainboard, das vom Hersteller nicht für den Athlon XP
freigegeben ist, spielt dieser Makel keine Rolle.
Abgesehen
von diesem Makel lief das KT7A mit dem XP1700+ sehr "geschmeidig",
sowohl unter Win ME als auch unter Win XP. Instabilitäten traten
keine auf und die "gefühlte Geschwindigkeit" war in
Ordnung, es konnte im Alltagsbetrieb kein Unterschied zu einem SiS735
mit XP1800+ oder einem KT333 mit XP1800+ festgestellt werden. Bei
großen Datenströmen über den PCI-Bus (Kopieren, TV-Karte) traten
die bei den Via-Chipsätzen hinlänglich bekannten Schwächen
auf. Das hat aber nichts mit der CPU-Aufrüstung jenseits der
Spezifikation zu tun.
2.
Upgrade: AMD Athlon Thunderbird C 1000MHz auf AMD Athlon XP 2000+
Der
XP 1700+ stellte abgesehen von der Tatsache, dass es sich bei dieser
CPU um eine von ABIT nicht für den Betrieb im KT7A freigegebene
CPU handelt, keine weiteren Anforderungen an das Mainboard, der erforderliche
Multiplikator von 11 wird vom BIOS unterstützt. Darüber hinaus
gibt es im BIOS nur die Einstellmöglichkeiten "11,5",
"12" und "12 above". Der nun bereitliegende Athlon
XP2000+ verlangt nach einem Multiplikator von 12,5 (12,5 x 133,33
= 1666 MHz = XP2000+). Die Vorgehendweise war zunächst dieselbe
wie beim 1700+: BIOS
auf Werkseinstellungen (Clear CMOS) und "load defaults"
und Einbau des XP2000+.
Das
Board startete auch nach mehrmaliger Betätigung und erneuten CMOS-Clear
nicht. Zurückgerüstet auf den XP1700+ lief das Board ohne
Weiteres an. Auch ein zweiter Tet mit dem XP2000+ verlief erfolglos.
Also wurde der XP 1700+ erneut, gestartet und eine genaue Betrachtung
der Einstellmöglichkeiten im SoftMenue III vorgenommen. Hier
wurde nun die CPU-Erkennung von [default] auf [User define] geändert
und der ominöse Multiplikator [12above] gewählt. Dazu wurde
die FSB-Erkennung ebenfalls von [Auto] auf [User define] und der
FSB
selbst auf 133 MHz eingestellt. Zur Sicherheit wurde die Versorgungsspannung
der CPU manuell um 0,025V erhöht. Diese Einstellungen wurden
abgespeichert und der Rechner unmittelbar bei Erscheinen der ersten
Bildschirmmeldung (Graphikkarte) ausgeschaltet.
Nun wurde der XP1700+
wieder gegen den XP2000+ ausgetauscht und der Rechner erneut gestartet.
Und siehe da: Das System lief an, meldete die CPU als "AMD Athlon
XP 1667 MHz" und kurz danach war der kurze Piepton des erfolgreichen
POST (Power On Self Test) zu hören. Die Spannung stieg; würde
das Win XP ohne Probleme hochlaufen? Es lief hoch! Der Gerätemanager
meldet einen AMD Athlon XP2000+ als Prozessor und auch Sandra 2002
(330) listete die eingebaute CPU.
Die
Einstellungen für den XP2000+ im Soft Menu III
Der
erste P.O.S.T. mit dem XP2000+ im KT7A-Raid
Hier
noch einmal die einzelnen Schritte in tabellarischer Form:
Schritt 1 |
BIOS Update: Version 9a |
Schritt 2 |
PC mit alter CPU starten |
Schritt 3 |
[Entf] drücken, um ins BIOS zu gelangen |
Schritt 4 |
Menüpunkt SoftMenue III auswählen |
Schritt 5 |
Multiplier: 12above [SoftMenue III] |
Schritt 6 |
FSB: 133 MHz [SoftMenue III] |
Schritt 7 |
VCore: 1,775V (zur Sicherheit, kann übergangen
werden) SoftMenue III |
Schritt 8 |
Mit [ECS] und [F10] Einstellungen speichern und
BIOS verlassen |
Schritt 9 |
Wenn Bildschirm schwarz geworden ist: Ausschalten,
Netz trennen |
Schritt 10 |
Neue CPU sorgfältig einbauen einbauen,
Kühlung/Lüfter nicht vergessen! |
Schritt 11 |
PC einschalten, ggf. sofort [RESET] drücken,
POST abwarten |
Schritt 12 |
BIOS sollte AMD Athlon (tm) xxxx MHz melden (xxxx
= Taktfrequemz) |
Anmerkung:
Der Betrieb eines AMD Athlon XP Prozessors in einem Abit KT7A (-Raid)
ist weder von AMD noch von Abit freigegeben. Trotz des hier beschriebenenen
störungsfreien Betriebs geschieht eine Nachahmung auf eigenes Risiko.
In seltenen Fällen und
bei unsachgemäßer Handhabung der Hardware kann es zu Beschädigungen
oder Zerstörungen kommen!
Betrieb
mit AMD Athlon XP2000+
Der
erste Systemstart von Windows XP verlief reibungslos, das Betriebssystem
war mit dem Wechsel vom Thunderbird auf den XP neu aufgespielt worden,
somit bestand absolut kein Grund, dieses zu wiederholen. Folgerichtig
wurde die CPU auch von Windows XP richtig erkannt:
Stimmt....
;-)
Ein
ganzer "Sack" voll Applikationen einschließlich Power-DVD
mit DivX-CD und WinTV32.... PowerDVD-Wiedergabe
(DivX) und ZDF gleichzeitig und flüssig, ohne "Ruckeln"
Sämtliche
Software, u.a. Power DVD, WinTV32, Dungeon Siege, Prime95, Sandra
Burn In und 3DMark 2002 liefen ohne Probleme. Die Stabilität
des Systems ist im Vergleich zum TB1000C erhalten geblieben.
Übertakten
So,
das Abit KT7A-Raid läuft also mit dem
XP2000+ einwandfrei. Nicht
das diese Tatsache allein Grund zur Freude ist, nein, das Bastlerherz
verlangt nach mehr: Übertakten! Das Board hat schon mehrfach
bewiesen, dass es, typisch Abit, dieses Metier beherrscht wie kaum
ein anderes. So brachte es unter anderem einen Duron 700 bei 100 MHz
FSB auf 900, 950 und 1000 MHz bei 133 MHz FSB und auf 933 und 1000
MHz, einen Athlon 850 auf 1050 MHz, einen Duron 650 auf 933 MHz und
einen Athlon 1200 auf 1400 MHz, alles unter Verwendung von Luftkühlern.
Nun
bietet das Soft Menue III im BIOS des KT7A die Möglichkeit, den
FSB in 1 MHz-Schritten zu erhöhen. Da
kein
entsperrter Athlon XP zur Verfügung steht, bleibt nur diese Möglichkeit.
Weiterhin sind einige PCI-Karten, insbesondere der SCSI-Adapter und
die TV-Karte sehr empfindlich, wenn es darum geht, den FSB und somit
den PCI-Takt zu erhöhen. Also wurde sehr behutsam vorgegangen.
Zunächst wurde der FSB um 5 danach um 6 MHz erhöht. Mit
diesen zusätzlichen 6 MHz (139 MHz FSB) war ein stabiler Betrieb
möglich. Die 139 MHz FSB ergeben eine CPU-Taktfrequenz von 1738
MHz und entsprechen somit einem Athlon XP2100+ mit 1733MHz.
Die
BIOS-Einstellungen für 139MHz FSB, zur Sicherheit wurde VCore
etwas erhöht.
Die
eingestellten RAM-Timings: Installiert sind 2 x 256MB Infineon SDRam CL2 PC133
Screenshot-Sammlung des KT7A-Raid - Athlon XP 2000+ @ XP 2100+
Der
erste P.O.S.T. 1738 MHz und die Meldung von WinXP
Reichlich
Hardware im KT7A-Raid, einschließlich XP2100+
Sandra
2002: CPU liegt leistungsmäßig zwischen 2000+ und 2200+
...
... und
wird korrekt gelistet.
Sandra
Memory Bandwidth Benchmark
Sandra
Multimedia Benchmark
Memory
und Cache Benchmark:
WCPUID von H.Oda, der XP2000+ ist ein Palomino,
kein Thoroughbred,
ob
das einen Unterschied ausmacht muss noch getestet werden.
Fazit
Das KT7A-Raid gehört, selbst in der Rev. 1.0, noch
nicht zum alten Eisen. Nicht nur, dass der Athlon XP auch jenseits
des Multiplikators 12 tadellos läuft, er lässt sich
auch
noch übertakten. Sicherlich ist die Leistung des Via KT133A nicht
mehr Stand der Technik, insbesondere der Speicherdurchsatz und das
Speicherinterface, welches nur SDRam unterstützt. Weiterhin ist
die leidige Southbridge 686b an Bord. Bedenkt man allerdings, dass
das günstigste, aktuelle Mainboard immerhin ca. 60 EUR kostet,
und zur vollen Leistungsentfaltung DDRam benötigt, relativiert
sich die Angelegenheit zusehends.
Das KT7A (Raid) ist nach wie vor
mit gutem Speicher, schnellen BIOS-Einstellungen und schneller CPU
sowie aktueller Graphikkarte (AGP 4x wird unterstützt) allen
aktuellen Anforderungen gewachsen. Viele dieser Boards dürften,
sofern nicht zwischenzeitig schon aufgerüstet worden ist, mit
Duron 700-1000 MHz oder Athlon 800 bis 1133 MHz bestückt sein.
Hier kann sich eine Aufrüstung auf einen aktuellen Athlon XP
1800+ bis 2100+ durchaus eine lohnende Investition sein. Damit lässt
sich eine Neuanschaffung von Mainboard, Speicher und CPU ohne weiteres
noch einige Zeit hinauszögern. Genau genommen ist es sogar wenig
sinnvoll, ein solches System komplett aufzurüsten.
Dazu kommt natürlich noch eine irrationale, weil emotionale,
Komponente: Ein relativ altes Mainboard zu besitzen, dass mit der
(fast) neuesten CPU-Technik noch zurechtkommt, ist irgendwie schon
etwas besonderes...
Dieser Artikel wurde auf dem oben vorgestellten
System mit dem AMD
XP2000+@2100+ erstellt.
Übrigends: Etwa zur gleichen Zeit wurde eine entsprechende
Umrüstung eines KT7-Raid (Via KT133) von einem Duron 700 auf
einen Duron 1300 durchgeführt: Das Ergebnis gleicht dem in diesem
Artikel beschriebenen.
In diesem Sinne: Abit KT7(A) (Raid):
The Legend never dies.